Klangwelten
09.06.2011Barocke Violinmusik trifft auf Industrie- und Arbeitsgeräusche.
Ein Experiment mit: Michael Bruckner Weinhuber (Sounds). Markus Bruckner (Sounds). Niko Maly (Electronics). Gregor Reinberg (Violine).
Donnerstag 9. Juni um 19:30 Uhr, artP.kunstverein, Franz-Josef Str.1a, A-2380 Perchtoldsdorf
eine Veranstaltung im Rahmen des Industrieviertelfestivals 2011
Während die Violine als Werkzeug durchaus unseren Hörgewohnheiten entgegenkommt, also uns zu einem Wiedererkennen im musikalischen Kontext einlädt, verweisen die ihr (scheinbar) entgegen gesetzten Instrumente wie Hämmer, Bohrmaschinen, Sägen etc. auf einen Produktionszusammenhang, der einer anderen Welt angehört – der Werkstätte, der Fabrik. In diesem Experiment verweben die vier Musiker diese zwei Klang- und Rezeptionswelten, die klassische Violine mit zufallsgesteuerten Rückkopplungsschleifen, Maschinen- und Arbeitsgeräuschen, deren performative Immanenz, zu einem weitgehend unvorhersehbaren Geflecht. Ein Geflecht von Beziehung und Nicht-Beziehung das sich spontan und gegenwärtig konstituiert. Ein Spiel gegenseitiger Durchdringung, Überwältigung und Auslöschung. Durch diese Verschränkung wird eine Utopie heraufbeschworen, ein Nicht-Ort, der so nicht existieren dürfte, weil er sich einer Bezeichnung – einer Definition – entzieht. Die Unabgeschlossenheit erobert einen Zwischenraum für so noch nicht gehörtes. Dieses vermag nicht nur die Wahrnehmung herauszufordern, mehr noch: es wirft die Frage nach dem Verhältnis von Herstellung und Verbrauch im Allgemeinen auf: Besteht Kunst nicht ebenso aus ihrer Wahrnehmung wie aus ihrer Herstellung? Und ist somit die Welt der Werkzeuge jener der Instrumente wirklich so unversöhnlich entgegen gesetzt?
Kunstwelt: Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Aufführung der „Zwölf Fantasien für Violine ohne Bass“ von Georg Philipp Telemann aus dem Jahr 1733 (Gregor Reinberg, Violine). Die Aufführung dieser sechs- bis achtminütigen barocken Charakterstücke stellt die klanglich-musikalische Grundfläche und die performative Keimzelle des Gesamtprojekts dar. Diese Grundstruktur besteht, sowohl räumlich wie auch performativ, in der Schaffung einer bewusst konventionellen Konzertsituation. Produktionswelt: Die beschriebene Grundfläche wird von den drei anderen Musikern durchkreuzt, durchwoben und überlagert. Einerseits durch von der Violine in Echtzeit abgenommene und im Computer modifizierte Samples und Loops, indem die Violine sozusagen mit und gegen sich selbst zu spielen beginnt. Sowie durch voraufgezeichnete Umwelt- und ebenfalls modifizierte Alltagsgeräusche des Konzert/Produktionsortes. (Niko Maly) Andererseits durch live erzeugte Maschinen- und Arbeitsgeräusche, wie Bohrmaschinen, Hämmer, Sägen, usw. die die Produktionswelt nicht nur klanglich sondern auch performativ thematisieren. (Markus Bruckner, Michael Bruckner).